Sorry, aber den Wortwitz konnte ich mir nicht verkneifen. Unser Zielort ist Golden und es schüttete den ganzen Tag. Regenschauer hätten wir lieber gehabt als diesen starken, kalten Rocky-Mountains-Regen. So hoffte ich die ganze Fahrt lang, dass es abends in Golden nur Schauer gäbe.
Regen, Regen, Regen
Dienstbeflissen läutete um 6:00 der Wecker. Das Innere des Hauses war stockfinster. Das lag an den Holzverschlägen vor den Fenstern. Der Regen plätscherte unvermindert aufs Dach. Während der Nacht war ich immer wieder für kurz wach und schlief gleich wieder ein. Die Regengeräusche aber nahm ich jedesmal wahr. Die Wecker der Herren unter mir läuteten auch. Leicht resignierend blieben wir alle im Bett liegen, ließen den Raum weiterhin finster. Ah, so hätte ich noch sechs Stunden anhängen können. Mein Innenschlafsack war ja so gemütlich! Um 9:00 erst würde das Office aufsperren. Dann könnte man nach dem Wetterbericht fragen. Wir fassten auch ins Auge, einen Rasttag hier und jetzt anzusetzen. Ganz klar war uns aber nicht, ob wir den machen, wenn es nur den einen Tag regnen würde oder wenn es länger als einen Tag regnen würde.
Das Dösen im Bett verging nur zu schnell. Der brave Josef zog sich dann nach 9 an und ging zum Office. Er kam nach 10 Minuten wieder zurück und meinte, es würde den ganzen Tag regnen. Sie wollen auch das Haus wieder frei haben. Bald käme der Putztrupp. Verdammt Scheiße! Es regnete wirklich stark und am Programm standen 110 oder mehr Kilometer und 1200 Höhenmeter, alles Autobahn. Größere Anstrengung also und Angespritztwerden von vorbeifahrenden Autos. Das passte mir gar nicht, auch weil ich bekleidungstechnisch nicht auf Dauerregen eingestellt bin. Ich habe Jacke und Hose für Regen, wenn er denn plötzlich eintritt und man nur noch ein Stückchen zu fahren hat. Vorsorglich hatte ich mir aber meine diversen Beleuchtungskörper über Nacht aufgeladen. Mein Tipp noch an alle: Brote schon jetzt streichen, da wir die Pausen kurz halten müssten.
Sehr späte Abfahrt
Wir hatten schon einiges an Zeit verloren. Das Schlafen war aber auch wichtig. Beim Zusammenpacken war ich wieder der langsamste, was diesmal am Stockbett lag und wie ich mich da oben ausgebreitet hatte. Die Abfahrt war definitiv erst um 10:35. Gleich ging es für 15 Kilometer bergauf. Nach zwei Kilometern waren Arme und Rücken von innen und von außen gleichermaßen nass. Ich konnte also nicht ausmachen, ob es Schweiß war oder Regenwasser. Die dünne, halb durchsichtige Regenjacke klebte an den langen Ärmeln meines Funktionsshirts. Nach 5 Kilometern waren die Schuhe innenseitig oben und unten nass, also die Fußsohle war nass und der Fußrücken sowieso fast seit Antritt der Fahrt. Da kommt Freude auf! Nur noch 22mal so weit…
Meinen Fotoapparat und auch das Handy hatte ich gut verstaut in meinen Taschen. Ich wollte diese beiden Geräte nicht wie sonst im Bauchtascherl haben. Zu riskant wegen des Regenwassers. Das ist auch der Grund, warum ich keine Fotos machte, zumindest anfangs nicht. Irgendwann nämlich machten wir eine kleine Pause. Unangenehm. Sobald man keine Bewegung macht, kühlt man aus, und wenn dann auch noch die Kleidung durchnässt ist und der Wind geht, ist es sehr unangenehm. Jetzt gerade machte der Regen eine wirklich kleine Pause. Frederic hatte seinen Fotoapparat in der Brusttasche, ziemlich regenungeschützt. Dem Gerät machte das nichts. Also kramte ich meine Sony hervor und gab sie mir in mein Bauchtascherl. Schnell machte ich noch ein Selfie während dieser Pause.
Zufällig zeigt das Foto, wie meine beiden Spezis miteinander reden. Das ist ja eigentlich die große Ausnahme. In den Pausen ist es immer so, dass jeder mit sich beschäftigt ist, mit der Nahrungsaufnahme und mit der Kontrolle, ob am Roller alles in Ordnung sei. Wir sind dann immer extrem nebeneinander und nicht miteinander. Ja, und eigentlich ist das beim Fahren selbst auch so. Jeder ist mit sich beschäftigt. Anders geht es wahrscheinlich auch gar nicht. Auf diesem Foto fällt dem geübten Beobachter noch etwas auf. Meine verschwollenen Augen. Das passiert mir jedesmal, wenn etwas am Roller mehrere Tage dauert. Der Wind muss da irgendetwas anrichten. Ich selbst spüre nichts davon. Kein Brennen, Jucken, Drücken oder sonst etwas. Ausschauen tuts halt nicht so gesund.
Apropos Gesundheit. Das heutige Fahren konnte nicht gesund gewesen sein. Ganz allgemein fragen sich die lieben Daheimgebliebenen, wie es mir wohl so gehen mag am siebten Tag. Muskelkater? Ermüdungserscheinungen? Schmerzen? Blasen? Nein, gar nix. Völlig beschwerdefrei und locker. Einzig sind die Schenkel immer sehr fest und wohl auch dicker als sonst. Ein klein wenig hat dies etwas mit einem Muskelkater gemein, doch schränkt es mich nicht ein. Ich kann alles machen, merke nur stärker als sonst, dass ich Schenkel besitze. So ein Gefühl kenne ich aber auch, wenn ich über drei Tage intensiver trainiere. Ich bin mir sicher, dass das etwas ganz Normales ist. Ein Untrainierter würde bei den Belastungen wie wir sie erleben vermutlich sterben. Dessen bin ich mir schon bewusst. Wenn ich es spaßhalber als längere Spazierfahrt bezeichne, so steckt da ein Körnchen Wahrheit drinnen, denn es ist eine Spazierfahrt, manchmal ganz locker und leicht. Empfehlen würde ich es aber niemanden, der nicht drei Jahre intensiv und regelmäßig Trainingsfahrten am Tretroller macht. So gesehen ist mir klar, dass Petr am heutigen Tag wohl aussteigen hätte müssen.
Die Berge wurden mit jedem Kilometer höher, steiler, schroffer, felsiger. Erst jetzt dämmerte mir, dass das Felsige ja im „Rocky“ der Rocky Mountains steckt. Wie bezeichnend! Hübsch anzusehen waren die Wolken, die höhenmäßig in der Mitte der Berge standen. Das war es aber auch schon an Landschaftsberichten. Links und rechts Wälder ohne Ende, in der Ferne schneebedeckte Gipfel, Bäche und Flüsse immer wieder, Brücken, Felswände, Schienen der Canadian Pacific. Wie immer bei Regen und dem Vorliegen von Wäldern hat es eine frische, gute Luft. Leider wurde die verpestet vom starken Verkehr. So sehr ich mic begeistere für die tollen und riesigen Autos hier, so sehr hasste ich sie jetzt als Dreckschleudern. Vor allem bei den großen LKW kann man eine Zeit nicht einatmen, wenn sie an einem vorbeirauschen. So richtig kam für mich keine Waldesluft in mich. Die Feuchtigkeit hingegen, auch die vom Spritzwasser, genoss ich mittlerweile. Sie kühlte und sie ließ mich weniger oft trinken. Ich denke, ich nahm fehlendes Wasser über die Haut ein.
Pause
Es kam zur zweiten Essenspause, diesmal einer gemütlicheren. Wir pausierten an einem Rastplatz mit überdachtem Tisch und befanden uns nun, wie eine Infotafel verriet, im Glacie Nationalpark. Frederic schien extrem fertig zu sein und schmiss sich auf den Boden, wo er für einige Minuten regungslos liegen blieb. Ich kenne das ja schon von ihm. Es irritiert mich nicht mehr. Den Bärenabwehrspray nahm ich sicherheitshalber vom Roller mit. Dann wurde gegessen. Vorbereitete Jausenbrote und Kuchen. Abfälle schmissen wir in die verriegelten Mistaufbewahrungscontainer, alles wegen der Bären. Josef wollte nicht weiterfahren, da der Regen wieder stärker wurde, lieber noch ein wenig warten. Da konnte ich nicht zustimmen. Wir hatten gerade einmal 25 Kilometer gemacht und der Tag hatte viel zu spät begonnen. Wir dürfen nicht erst bei Dunkelheit ankommen. Dieses Argument zog. Auf in die Nässe.
Die ersten 500 Meter fühlten sich an als würde ich mit nassen Moonboots fahren. So schwer, aber auc so gefühllos, waren meine Füße. Der Rücken war vom Regenwasser extrem kalt. Ich sorgte mich um die Nieren. Es half nur eines: fest hineintreten, um auf 140 Puls zu kommen. Dann heizt sich der Körper so weit auf, dass der Rücken nicht mehr kalt ist.
Damit die Geschichte der heutigen Fahrt so richtig gut vorstellbar ist, müsste ich sie ganz, ganz lange gestalten. Wir waren knapp zehn Stunden unterwegs. Die reine Fahrzeit war geringfügig kürzer. Wir waren aber zehn Stunden permanent im Regen und das obwohl wir mehr oder weniger schon seit dem fünften Kilometer vollkommen durchnässt waren, also Handschuhe innen nass und kalt, alles andere auch nass, nur nicht ganz so kalt. Immer wieder der Kampf mit der Straßenneigung. Bergauffahrten waren fast erwünscht, da es einem dann immer recht warm wurde. Dann aber brauchte man wieder Abfahrten, um Geschwindigkeit zu machen. Bergauf waren es manchmal nur 7 km/h. Dann würden wir ja erst am näcsten Morgen ankommen. Bergab aber ist nicht nur gefährlich bei Regen, sondern man kühlt so aus, dass es fast schmerzhaft wird. Dann erkannte ich, dass das Fahren in der Waagrechten das Schlimmste überhaupt ist. Dann rinnt das Wasser nämlich nicht von der Straße und man tritt tief in die Lacken.
Der Regen hatte eine Stärke wie ich sie vom Autofahren kenne, wenn ich kurz aussteigen muss um den Kofferraum gut zu schließen und schnell wieder zur Fahrertüre laufe, ins Auto springe, schnell die Türe zuknalle, die Heizung aufdrehe und mich freue, dass ich wieder im Trockenen bin. Ein „Sauwetter“ mit einem Wort. Unter diesen Umständen fährt man zehn Stunden am Tretroller Autobahn. Uns allen machte das keinen Spaß, doch gehört es zu unserem Projekt.
Der Rogers Pass war mit 1300 Metern der höchste Punkt, an einem Sonnentag sicherlich ein feiner Punkt. Für uns hieß es nur Gas-Geben jetzt. Es ging lange bergab und immer wieder durch kurze Tunnel. Die waren sehr gefährlich. Wenn man hineinfuhr, lagen immer wieder größere Mengen Schotter. Dunkel war es obendrein, schmäler auch noch, da der Radstreifen von ca. 200cm auf 50cm schrumpfte. Der Autoverkehr war derselbe wie sonst auch. Wir fuhren das alles mit so 50 km/h bei Regen. Nicht angenehm, nicht ungefährlich. Bei solchen Bedingungen wird man noch mehr als sonst eine Einheit mit dem Roller. Das heißt, man klammert sich am Lenker fest und versteift den ganzen Oberkörper mitsamt den Armen, Händen und dem Kopf. So kann weniger passieren, wenn es Schläge an das Vorderrad gibt. Josef war vorne und er baute seinen Vorsprung immer mehr aus. Sein Roller hat die beste Aerodynamik und er ist auch ziemlich unerschrocken was Geschwindigkeiten anlangt. Frederic überholte mich irgendwann. Ich war ihm allerdings ewig lang dicht auf den Fersen, bis es eben wieder langsamer wurde.
Alleine in Kanada
Mich wunderte, dass Josef nicht vor dem ersten Anstieg auf uns wartete. Wahrscheinlich war es ihm kalt und er wollte in Bewegung bleiben. Genau das machten wir auch. Eine längere Steigung kam. Auf dieser hing ich dann Frederic ab. Er ist auf langen Steigungen immer der Langsamste. Ich holte Josef einfach nicht ein, musste ihn aber finden, damit wir gemeinsam auf Frederic warten und wieder als Gruppe fahren. Oder sollte ich auf Frederic warten? Beides irgendwie blöd. Ich spreche von gut 15 oder 20 Kilometer, die ich nun schon alleine fuhr.
Ein Restaurant war auf der anderen Straßenseite. Ich querte und fuhr über matschige Wege zu einem Campingplatz wo eben auch so eine Art Restaurant war. Josef war nicht hier, also drehte ich um und fuhr die Autobahn weiter. Hatte mich Frederic jetzt überholt? War ich Letzter? Oder eh noc Zweiter? Oder war ich die längste Zeit schon Erster, da Josef irgendwo auf uns gewartet hätte? Oder noch viel schlimmer: hatte Josef vielleicht einen Unfall zwischen den Tunneln, einfach abgestürzt in den Wald. Das könnte gut möglich sein ganz ohne Leitplanken.
Schlimme Gedanken. Da es mir so richtig kalt war, nahm ich mir vor im Alleingang nach Golden zu fahren. 60 Kilometer hatte ich noch vor mir. Das würde ich schaffen ohne Essenspause und mit nur ganz wenig trinken. Das erste Motel würde ich nehmen, so ich der Erste von uns Dreien wäre, und würde mich schnellstens ausziehen und warm duschen. Diese Bilder beflügelten mich sehr. Ja, das war jetzt mein Plan. Einfach so schnell als möglich zum Ziel. Das war freilich auch ein Egotrip, doch wenn es um die eigene Gesundeit geht, tickt man einfach so. Allein der Gedanke, jetzt bei Wind und Wetter auf die beiden zu warten, machte mich schon fertig und krank.
Ein Schuhband war fast offen. Wie sollte ich es binden? Meine Finger waren klamm und gefühllos. Ein schauderhafter Gedanke kam mir in den Sinn: jetzt einen Patschen haben! Wie sollte ich das Werkzeug auspacken? Wie sollte ich den Schlauch wecheln? Ich denke, ich würde ein Auto aufhalten und mich mitnehmen lassen, nur damit es mir wieder warm würde.
Diesen Kanadischen Highway muss ich ein wenig beschreiben, da das mit unseren Autobahnen nicht vergleichbar ist. Schon bei der Auffahrt stand ein Hinweisschild, dass man seinen Tankinhalt überdenken solle, da die nächste Tankstelle erst nach 145 km komme. Nun würde man sich als Österreicher denken, es sei egal, fahre man eben bei irgendeiner Ausfahrt runter und tankt in einem kleinen Dorf, um dann wieder auf die Autobahn zu fahren. Hihihi, 145 km gibt es auch keine Ab- oder Auffahrt. Unterwegs gibt es extrem selten Kilometerangaben zu den nächsten Ausfahrten, beispielsweise „Golden 65km, Banff 205km“. Viel öfter hat man Hinweisschilder mit den Frequenzen zu den Radiosendern. Dies scheint hier wichtiger zu sein. Rastplätze oder Campingplätze werden so gut wie gar nicht angekündigt. 400 Meter vorher erfährt man von deren Existenz.
Zu zweit geht es weiter
So ein Rastplatz kam auch nun aus dem Nichts. Josef war nicht hier. Ich machte aber halt, da ic Josef eine SMS schreiben wollte. Der Regen hatte gerade aufgehört. Mir war es grausam kalt, da es zuvor ein Stück bergab gegangen war. Hier gab es nur Tische die nicht überdacht waren. Deshalb schob ich meinen Roller ins Klo. Dort packte ich alle Taschen ab, um zum Handy zu gelangen, das sehr versteckt aufbewahrt war. Josef hatte mir schon vor anderthalb Stunden ein paar Fragezeichen geschickt. Ich schrieb ihm, dass ich bei km 76 sei und non stop nach Golden fahren werde. Er schrieb dann zurück, dass er beikm 67, also hinter mir, sei. Zur Stärkung nahm ich mir noch ein Brot und eine Banane, dann packte ich alles zusammen. Ja, sowas! Da rollte Frederic auf den Rastplatz zu. Wir beide fuhren gleich weiter, denn es lag noch ein breiter Weg vor uns.
Patschen
Obwohl ich das Alleinefahren ganz lustig fand, war es mir nun wohler zu zweit zu sein. Das Schönste aber war, dass Josef nichts passiert war. Der Regen ließ nach, manchmal war es überhaupt regenfrei und immer wieder war die Straße sogar teilweise trocken. Es folgten viele Bergabpassagen. Bei einer Brücke dann bei sehr geringer Geschwindigkeit pfiff es verdächtig aus meinem Vorderreifen. Binnen drei Sekunden war die ganze Luft heraussen. Im Mantel steckten zwei sehr lange und sehr spitze Nägel, die auf einem Plastikteil waren. Richtig schwer war es, diese beiden Nägel herauszuziehen.
So ein Defekt war ja mein Alptraum. Nun aber passierte mir dies ohne Regen und in einer Höhenlage, die schon wieder wärmere Temperaturen hatte. Gut, waschelnass war ich trotzdem und einen Patschen hätte ich mir gerne erspart. In weniger als zehn Minuten waren Mantel und Schlauch getauscht, der Reifen hart aufgepumpt und alles wieder verstaut. Der arme Frederic starb fast vor Kälte, dabei war er von uns allen am besten eingekleidet. Seine nächste Reise ginge sicher in die Sahara. Er zitterte extrem brutal. Noch 25 km. Diese schafften wir sehr schnell, also mit einem geschätzten Schnitt von 19 km/h. Kälte und Nässe dominierten alles Denken.
Golden
An der Einfahrt zum Ort entdeckten wir zeitgleich einen Mc Donald’s. Keine Diskussion. Den nahmen wir. Dort schrieb ich Josef gleich eine SMS, dass wir eben dort zu finden wären. Es war 20 Uhr. Frederic und ich tranken und aßen jetzt einmal ordentlich. Mir fiel auf, dass Mc Donald’s in Kanada ein ganz grausliches Unternehmen ist. Es sitzen immer gammlerartige Leute drinnen, die nichts konsumieren und das Essen ist unappetitlich zubereitet und verpackt. Dreckig ist es auch überall.
Bald schon war Josef da. Zu meiner Überraschung kaufte er sich auch einen Burger und Pommes Frites, trank Cola dazu. Er hatte nach dem letzten Tunnel auf uns gewartet und zwar unter einer Überdachung. Wir sahen ihn nicht und er sah uns auch nicht vorbeifahren. Eine Stunde hatte er in der Kälte auf uns gewartet. Wahnsinn, so ein scheiß Tag! Wahnsinn aber auch, dass wir nun alle heil hier waren. Das ist nämlich alles andere als selbstverständlich.
Motel
Einkaufen konnten wir nicht mehr gehen. Alles hatte schon zu. Wirklich grausam war dann noch die Herbergssuche. Erst beim 5. Motel hatte man etwas. 155 Dollar löhnten wir. Dafür bekamen wir aber auch ein ganz komfortables Zimmer. Beim Duschen war ich der erste. Welch unglaubliche Wohltat! Der Dreck von gestern und heute rann den Abfluss hinab. Zuletzt ging Frederic zum warmwasserigen Aufwärmen und Säubern. Er ließ sich gleich eine Badewanne ein. Auch nicht schlecht. Heute schläft laut Vereinbarung Josef am Boden. Ich bot ihm an, bei mir im Queensize zu schlafen, da dieses Bett auch für zwei gemacht war. Josef bestand aber auf das Bodenschlafen.
Morgen wird es wieder Regen geben und angeblich wird es der härteste Anstieg. Schlimm wird es nur, wenn wir großteils in die von heute nassen Gwandln steigen müssen…
Galerie
Statistik
der volle wahnsinn!
weiter so! 🙂
lg
hannes
Machen wir doch glatt… 🙂
Ich will ja nicht meckern, aber das mit dem Regen war absehbar. Ich hatte letzten Sommer 6 Regentage von 10 Reisetagen, bin aber maximal 2-3 Stunden im Waschel gefahren. 10 Stunden und dann noch saukalt – das geht sicher gigantisch an die Substanz.
Zur Substanz: Nein, Du nimmst kein Wasser durch die Haut auf. Die ist Wasserdicht. Wenn man sich aber überlegt, wo man Wasser verliert, ist es klar: Die Umgebungsluft ist feucht, wird in den Lungen wenig erwärmt und so verlierst Du wenig über den Atem. Wahrscheinlich bist Du sogar Nasenatmer. 2. ist es zu kalt zum Schwitzen und so geht auch nix verloren. Wasser braucht man noch zum Essen-Verdauen (next story, please) und für die Körperreinigung. Da ich gerade Hämoglobinprobleme habe (zu wenig zum Blut-Spenden) bin ich informiert: es platzt auch bei Läufern in den Sohlen auf und nach einem Marathon hat man weniger. Das aus dem kaputten Hämoglobin entstandene Bilirubin wird dann herausgelult. Deshalb achte auf Deinen Lulu – zu orangegelb – mehr trinken, sonst sind Nierenschäden zu erwarten.
Die andere Substanz ist das Essen. Stell Dir vor, Frederic läuft leer und kann nicht mehr. 50km im Irgendwo im Regen pause machen, bis er wieder kann? Die Kälte erhöht euren Energiebedarf. Also viel Erdnussbutter und Speck. Und ein Zittern ist ein kleines Warnsignal. Vielleicht solltet ihr euch regelmäßig wiegen.
Von der Fitness sehe ich aber kein Problem, wenn man immer so viel macht wie man kann. Ein Fernradler hat mir mal gsagt: man kann ohne Fitness anfangen, das kommt von alleine. Nur die Etappen sollten halt flexibel sein, was bei euch ja schwer ist.
Ich wünsche euch wenig Regen und auch wenn es euch schwer fallen wird: einen RUHETAG!
Herr Wörndl, sind Sie Lehrer? Im Ernst. Danke für die schönen Erklärungen. Mir sind die Zusammenhänge eh nicht neu und das mit dem Bilirubin kenne ich nur zu gut. Ich denke, wir alle drei kennen unseren eigenen Körper ganz gut. Ein wenig flexibel können wir unsere Etappen schon auch gestalten. Danke vielmals für all Deine wertvollen Kommentare.