Das Titelbild muss ich erklären. Da gibt es die WADE, die viel arbeiten muss und dann gibt es noch den Ahorn (engl. MAPLE), der so etwas wie ein Symbol für Kanada ist. Die Straßenkreuzung fand ich daher besonders witzig und zu unserer Reise passend. Wir sind dem Ziel so nahe und alles fällt uns so leicht. Die heutigen 114 Kilometer waren so etwas wie ein lockerer Sonntagsspaziergang, gemütlich entlang des Ottawa Rivers, die meiste Zeit in Quebec, am Ende aber wieder in Ontario.
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Gemütlicher Start
Das Frühstück war gemütlich angesetzt, etwas später. Leider war es wieder sehr zuckerhaltig. So nahm ich mir in weiser Voraussicht Schinken mit zum Frühstück. Nach Montreal waren es von hier knapp unter 200 km und das sollten wir in zwei Tagen machen. Gemütlichkeit pur also. Wie immer plante Josef während des Frühstücks die Route. Diese speicherte er sich, um dann offline zu navigieren. Das geht ganz gut. Heute würden wir nicht die Autobahn nehmen, sondern ein Stück zurückfahren, um dann über die Brücke wieder nach Quebec zu fahren, wo wir dann die normale Straße und Radwege nehmen würden. Zeit hatten wir ja und schöner und ungefährlicher wäre es obendrein. Gesagt – getan.
Die Roller waren schon gepackt, das Zimmer verwüstet wie immer, die Sonne schien, es war warm und wir rollerten los. Zimmer verwüstet. Nein, schlimm ist es nie. Wir produzieren einfach nur verdammt viel Mist für die oft sehr kleinen zur Verfügung stehenden Mistkübel. Da packen wir alles in Säcke, die an den Türklinken hängen oder wir lassen Verpackungsmaterial einfach am Tisch oder sonst wo liegen.
Ab in die Provinz Quebec
Weit war er nicht, der Rückweg. Und schon waren wir in einer Gegend der Stadt, die ich weder gestern noch vorgestern erkundet hatte. Schön war es da. Wir fuhren entlang des sehr stillen Wassers, das mich zu einem der schönsten Wasserspiegelbilder inspirierte und es mich umsetzen ließ. Es ging über sehr schöne Radwege mitten im Grünen. Nach wenigen Minuten fuhren wir über den Ottawa River, in dessen Mitte die Grenze zwischen Ontario und Quebec verläuft. Wieder einmal zuckte Frederic aus als wir Quebec erreichten. Das ist ja wie ein Running Gag. In Quebec sei alles viel schöner, meint Frederic, und wenn er wieder nach Kanada fahre, dann nur nach Quebec und wahrscheinlich auch nach Ontario an den Lake Superior.
Das ist kein Fanatismus oder einfach ein blödes Gerede. In Quebec ist es wirklich verdammt schön, nämlich gerade in der Gegend, in der wir uns nun die nächsten 15 bis 20 Kilometer bewegten. Es war entlang des Ottawa Rivers, der ein einziger, wahnsinnig langer, ruhiger und schöner See ist. Segelboote gibt es hier, Motorboote, Wasserskifahrer, Wasserflugzeuge und alles bis hin zu Luftmatratze und Schwimmer. Entlang des Ufers reihen sich Häuser, meist sehr schöne. Gleich nach der Brücke gab es einen kleinen Ort, der jedoch sehr langgezogen war, gab es als Attraktion doch nur das Flussufer und zwei kleine Häfen.
Ich muss Frederic voll und ganz zustimmen. Hier ist es wirklich schön und auffallend gepflegt und liebevoll sauber gehalten. 80% aller Franzosen, die Kanada besuchen, fahren nur nach Quebec, sagt Frederic. Tatsächlich ist hier alles verdammt stark Französisch. Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich als Franzose hier sehr schnell zuhause fühlt, weit mehr als in allen anderen Provinzen. Alle Beschriftungen sind ausschließlich Französisch und kommt man mit jemanden ins Gespräch, so ist es nie auf Englisch, immer nur Französisch.
Der Radweg führte durch Siedlungen, ins Grüne, dann wieder an das Flussufer. Schön war es und wir lernten mit einem Male kennen, wie die Leute hier so leben. Autos nehmen immer noch einen wichtigen Platz ein, wenn man sich die Grundstücke so ansieht, doch sind es nicht mehr so übertrieben viele Autos und tendentiell mehr die Europäischen Modelle und kleinere Fahrzeuge. Nach 20 Kilometern führte der Radweg dann auf eine Hauptstraße, genau genommen war es wieder ein Highway, diesmal Nummer 148. Auf diesem Highway würden wir nun bis Montreal bleiben. Angenehm. Es gibt keine Möglichkeiten sich zu verfahren.
Pausen und Patschen
Josef hatte heute immer wieder mit seinem Reifen Probleme und nun war es zum erstenmal, bei einem Mc Donald’s. Ich nützte die Pause und kaufte mir ein Eis. Eine kurze Pause war es und es war okay. Von Erschöpfung war den ganzen Tag über nichts zu merken. Ein einziger Osterspaziergang war das, überhaupt nicht anstrengend. Unsere richtige Pause machten wir in Thurso. Dort gab es einen Subway, wo wir uns ordentlich labten. Die Pause in und um diesen Subway war wohl eine der längsten überhaupt. Nach dem Essen redeten wir ewig über mögliche Projekte am Tretroller, keine gemeinsamen, sondern Einzelherausforderungen eines jeden. Wir vergasen nicht auf die Uhr zu sehen. Wir hatten einfach noch verdammt viel Zeit für sehr wenig Strecke im Flachen und mit leichtem Rückenwind.
Raus aus dem klimatisierten Raum. Wir waren in der Hitze des mittäglichen Tages. Ich nahm noch einen Schluck Wasser von meiner Flasche und dann sollte es losgehen. Nanu? Es gab gleich zwei „flat tires“!! Frederic hatte einen und bei Josef war wenig Luft drinnen. Frederic wechselte den Schlauch und Josef versuchte es mit eine Klebepaste, die er durch das Ventil in den Schlauch schoss Die Zeit nützte ich für ein Telefonat mit Christine. Die Burschen waren recht schnell fertig. So setzten wir die Fahrt nun fort.
Nach weniger als 5 Kilometern eine Zwangspause. Das bei Josef hatte nicht geklappt. Jetzt musste er den Reifen wechseln, im Schatten eines Baumes mitten am unbefahrenen Highway. Auch das dauerte nicht lange. Die Patschen/Statistik sieht nun so aus: Frederic 6, Guido 5 und Josef 2 oder 3, je nach Wertung. Problemlos ging es weiter bis zur nächsten Pause, die in Fassette war. Hier nahmen wir nur Eiscreme zu uns und genossen den Schatten der Veranda dort. Ich fotografierte zwei Wohnmobile, die mich faszinierten.
Ach, ja, das Fotografieren. Dies ging heute ziemlich zu meiner Zufriedenheit. Ein Einfamilienhaus fotografierte ich, in dessen Garten sich Außerirdische tummelten. Ein richtig schräger Besitzer muss dort wohnen. Unglaublich, welchen Kitsch der überdimensional groß in seinem Garten hatte. Ansonsten fotografierte ich Häuser, Autos und manchmal die Natur. Die Tierwelt kam wie immer zu kurz. Nur für wenige Augenblicke entdeckt man etwas und dann ist es zum Fotografieren auch schon zu spät. Einen Rotkopfspecht sah ich beispielsweise. Leider blieb er von mir unfotografiert, obwohl er sehr nahe gehämmert hatte.
Zurück nach Ontario und Hotelsuche
Bis Lachute, dem nächsten Ort mit Hotel, waren es von der Pause weg noch 43 km. Somit hätten wir am Ende so maximal 125 km. Aus mir nicht bekannten Gründen wollte Josef früher Schluss machen und die Brücke von Quebec nach Ontario nehmen, da es über dem Wasser gleich mehrere Motels gäbe. Frederic war ein wenig enttäuscht, hatte er sich doch auf die erste Nacht in Quebec gefreut…
Diese Idee war nun tatsächlich keine gute, denn wir suchten sehr, sehr lange nach einem Motel. Anfangs fuhren wir drauflos und zwar richtung Westen. Das verstand ich auch nicht und dachte, Josef folge seinem Navi. Tat er nicht. Schließlich musste sich Frederic durchfragen, auf Französisch. Hier gibt es doch wirklich Einwohner, die nicht Englisch können. Wie zum Beispiel der Taxifahrer, den Frederic auch nach dem Weg fragte.
Kariert im Hemd, Baustellenartig das Gebiss, dicklich am Taxi lehnend. So rauchte er seine Zigarette. Einer der ganz wenigen Raucher der letzten sechs Wochen. Frederic verstand bestenfalls die Hälfte des hart klingenden Genuschels. Man muss sich das Kanadische Französisch so vorstellen, als habe man dem Französischen Französisch einfach alles Sanfte, alles Weiche, alles Einlullende, alles Erotische, alles Diplomatische, alles Charmante genommen. Die Betonung ist dann manchmal wie Englisch, ein Mischmasch irgendwie. Und wenn das dann noch ein Taxler mit dem Charme eines grantelnden Wiener Kellners betreibt, so ist alles aus, für jeden, und auch für Frederic.
Er fragte dann besser bei zwei übergewichtigen Damen nach, die wohl den ganzen Tag nicht ihre Veranda verlassen hatten. Deren Beschreibung war gut und richtig. Ihren Anleitungen folgend kamen wir zum bereits wohl bekannten Highway 17. An der Ecke zu diesem befand sich ein sehr neues und auch sehr teuer wirkendes Hotel.
Frederic checkte an der Rezeption alles und teilte uns nicht den Preis mit und sprach sich nicht mit uns ab. Er nahm das Zimmer einfach, sagte uns auch danach den Preis nicht. Wir mögen ihm geben, was wir für richtig halten. Ich nannte als Vorschag 20 Dollar. Frederic meinte, dies sei okay, nur seien wir dann keine Freunde mehr. Josef und mir war dieser Alleingang unverständlich. Frederic freute sich wie ein kleines Kind, denn es gab ein Indoor-Swimming-Pool, einen Fitnessraum und insgesamt wirkte alles besser als alles bisher Dagewesene. Unser Zimmer war großzügigst in den Abmessungen und der Ausstattung. Wieder nur zwei Queensizebetten. Diesmal war ich dran mit dem Schlafen am Boden.
Er rückte nicht mit dem Preis raus. 200 schätzte ich. Nein, deutlich unter 200, erwiderte er. Josef war als erster von uns duschen. Da verriet mir Frederic, dass das Zimmer mit Frühstück für uns drei inklusive aller Steuern 153 Dollar koste. Das war okay. Wahrscheinlich wäre das Frühstück wieder das typische Klumpert. Aber egal. Morgen wären wir in Montreal und dort würden wir zweimal gratis nächtigen bei Josefs Freund.
Frederic ist überdreht
Unsere Roller und das ganze Gepäck fanden prima Platz im Zimmer. Frederic war für kurz weg, kam total verschwitzt zurück. Wie von der Tarantel gestochen nahm er sich seinen Roller und verschwand damit. Sicher parlierte er zuvor Französisch und musste seine Trotinette jemandem zeigen. Nein, es war anders. Nach 3 Minuten war er wieder zurück. Seinen Roller hatte er aufs Laufband gestellt, mit dem Tachometer dann die Geschwindigkeit des Bandes gemessen. Bei 14 km/h am Roller zeigte der Computer am Band nämlich 10 km/h an, und das hatte ihn zuvor fertig gemacht. Frederic war echt überdreht. Auf Facebook postete er, dass es sein bester Tag wäre.
Nun das übliche Abendprogramm. Nach Josef war ich mit dem Duschen dran, danach Frederic mit dem Baden. Auch wenn es unwesentlich ist, will ich es erwähnen: die Wasserarmaturen sind hier ganz anders als daheim. Man kann in der Dusche oder in der Badewanne nie langsam warmes Wasser rinnen lassen. Es gibt einen einzigen Mischhebel. Dreht man den nach links, wird kaltes Wasser immer mehr und mehr. Rinnt das kalte Wasser voll und man dreht weiter nach links, gesellt sich je nach Winkelposition mehr und mehr Warmwasser hinzu bis es ganz heiß ist. Da fließen ordentlich Liter je Minute durch den Hahn. Diese Beobachtung ist genauso spannend wie die, dass es nur einlagiges Klopapier gibt und man kilometerweise Papier abrollen und lagig falten muss, um sich wohlfühlig zu säubern.
Abendessen auf meine Kosten
Heute stand bei Olympia der Staffellauf der Herren über 4x100m am Programm. Wir wollten Bolt siegen sehen. Bis 21:15 war noch eine Stunde Zeit. Vis a vis des Hotels gab es einen A&W und etwas, das sich Thai Express nannte. Ich kündigte an, dass ich abends alle zum Essen einladen würde, da die Österreichische Botschaft gar so eine Enttäuschung war. Meine Freunde sollen wissen, dass Österreich auch gastfreundlich und spendabel sei. Ich fühlte mich beim Spendabelsein ganz gut, da ich mit meiner Botschaft sozusagen versöhnt bin seit heute morgen. Heute nämlich, kurz nach dem Frühstück, sah ich, dass unser Foto auf der Facebook-Seite der Botschaft prangte und ein äußerst netter Text auf Englisch dazu. Man bezeichnet uns als Athleten!! Und dann verwendete man den Begriff „Kickbike“ anstatt „Footbike“. Das wird meinen Sponsor Hannu Vierikko sehr freuen, denn Kickbike ist Markenname seiner Tretroller.
Also, über die Berichterstattung freue ich mich sehr, da der Tretrollersport nun auf einer sozusagen staatlichen Seite positive Erwähnung findet.
Wir gingen zum Thai Express und schnabulierten ganz feine, in meinem Fall jedoch teilweise zu scharfe, Gerichte. Auf großen Screens verfolgten wir hochauflösend die 4x100m Staffel der Damen, sowie Stabhochsprung der Damen. Nach dem Essen blieb noch genug Zeit bis zum Finale im Staffellauf der Herren. Wir wechselten daher die Straßenseite und gingen in unser Zimmer. Dort war die Bildqualität am kleinen Fernseher nicht so toll, dafür waren wir „daheim“. Während des Wartens auf den Lauf machten wir uns schon nachtfertig. Frederic lieh mir seine Matte und ich rollte Schlafsack und Innenschlafsack aus. Für mich ging der Tag noch weiter, da ich mich um meinen Blog kümmern würde, also richtete ich mir alles zum Schreiben in der Lobby zurecht: Laptop, Maus, Reserveakku und Lesebrille, außerdem meine Jacke, da es kühler werden könnte.
Nachtschicht
Dann kam der Lauf! Jamaika gewann und Bolt machte zum Drittenmal bei Olympia dreimal Gold. Wahnsinn! Bettruhe danach. Ich entschwand und suchte mir einen Platz bei der Rezeption. Die Dame dort sagte mir, es gäbe für Gäste einen eigenen Computerraum. Den hatte ich zuvor eh gesehen, dachte aber, es sei ein Büro und nicht für Gäste. Irrtum. Den Raum hatte ich nun ein paar Stunden ganz für mich alleine und ich konnte auch alle Geräte laden und in aller Ruhe schreiben. Erst um 03:00 ging ich schlafen. Deppert eigentlich, aber das Schreiben hat für mich eine große Wichtigkeit.
deppert aber DANKE!